Bezeichnend sind beispielsweise unsere zwei Standardmeetings:
Erstens das Tumorboard, das bei uns im Unispital auf höchstem Niveau und mit allen Fachdisziplinen stattfindet. Tumorboards gibt es auch in kleineren Spitälern. Jedoch fehlen dort gewisse Spezialisten, weil ein kleineres Spital nicht jede Fachdisziplin anbieten kann. Bei uns wird jede Patientin besprochen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, zum Beispiel auch vor jedem Therapiewechsel. Das Tumorboard setzt sich aus folgenden Spezialistinnen und Spezialisten zusammen: einem Pathologen, einem Radiologen, einem Kardioonkologen, einem medizinischen Onkologen, einer gynäkologischen Onkologin und einer Genetikerin.
Zweitens – und das ist schweizweit einzigartig sowie ein «Mitbringsel» aus meiner Zeit in Australien – führen wir jeden Donnerstag ein «Gynäkologisches Onkologie-Meeting» durch. Dieses ist interdisziplinär und interprofessionell. Das heisst, es sind nicht nur Ärztinnen und Ärzte der verschiedenen Fachdisziplinen dabei, sondern alle Berufsgruppen. Also treffen sich medizinische und gynäkologische Onkologinnen, die Pflegefachpersonen, die Diätberaterin, die Physiotherapeutin, die Schmerztherapeutin, die Sozialarbeiterin, jemand vom Case Management, der Pharmazeut, der Ethiker und die Palliativmedizinerinnen. In dieser Institution besprechen wir alle Karzinompatientinnen auf unserer gynäkologischen Bettenstation. Wenn beispielsweise die Diagnose gestellt ist, besprechen wir, welche Therapie angeboten werden sollte. Auch bei Rückfällen, sogenannten Rezidiven, diskutieren wir einen möglichen Therapiewechsel. Dabei geht es immer darum, der Patientin so gut wie möglich zu helfen, und dafür zu sorgen, dass alle Informationen von allen Personen, welche die Patientin betreuen, zusammenkommen. Wir müssen alle am gleichen Strick ziehen, um die bestmögliche Behandlung zu garantieren.
Unsere Experten am Tumorzentrum haben grosse Erfahrung. Quantität spielt dabei eine grosse Rolle: Wenn eine Ärztin 30 oder 40 Mal pro Jahr einen Tumor operiert, steigt die Qualität. Das haben zahlreiche Studien nachgewiesen. Auch die Struktur an einem Universitätsspital ist ausschlaggebend. So haben wir beispielsweise die Pathologie, die die Gewebeproben untersucht, direkt im Haus. Wenn wir also operieren, kann der Pathologe uns noch während der Operation bestätigen, ob es wirklich ein Karzinom ist oder nicht. Somit benötigt die Patientin gegebenenfalls nur eine Operation.