Das Wirbelsäulenzentrum am Unispital Basel gibt es seit letztem Jahr. In diesem Zentrum sind alle Spezialisten zusammengeschlossen, die mit der Abklärung und Therapie von Wirbelsäulenleiden zu tun haben, wie z. B. Radiologen, Neurologen, Rheumatologen, Wirbelsäulenchirurgen, Physiotherapeuten und Schmerztherapeuten. Der Vorteil dieser engen interdisziplinären Zusammenarbeit ist, dass Abklärung und Therapie von Patientinnen und Patienten mit einem Wirbelsäulenleiden von Anfang an koordiniert und individuell auf das Problem zugeschnitten werden. Gleichzeitig können unnötige Untersuchungen und unwirksame Therapien vermieden werden. Die Spinale Chirurgie innerhalb des Wirbelsäulenzentrums ist die erste Abteilung in der Schweiz, in der Ärzte aus zwei verschiedenen Disziplinen, die an der Wirbelsäule operieren, in der gleichen Abteilung unter einer Leitung zusammenarbeiten: Neurochirurgen und Orthopäden. Das gab es bisher nicht. Den Patientinnen und Patienten können so interdisziplinäres Know-how und sämtliche zur Verfügung stehenden Versorgungsmöglichkeiten rund um die Wirbelsäule angeboten werden. Eine Diskushernie (Bandscheibenvorfall) kann man in fast jedem Spital operieren. Was wir hier machen, geht einen grossen Schritt weiter in Richtung Zukunft mit hoch spezialisierter Wirbelsäulenchirurgie.
Ärzte spezialisieren sich immer mehr
In den letzten 20 Jahren hat das Wissen extrem zugenommen und somit auch die Spezialisierung der Ärzte. Im Rahmen der zunehmenden Spezialisierung konzentrieren sich einige Orthopäden nur noch auf die Wirbelsäule. Hierbei umfasst die Expertise dann neben der Behandlung der knöchernen Strukturen auch die der Bandscheiben und Nerven. Zu einer ähnlichen Spezialisierung kam es auch beim Neurochirurgen, der ursprünglich alle Erkrankungen am Gehirn, Rückenmark und Nerven inklusive der Bandscheibenvorfälle, welche die Funktion der Nerven beeinträchtigen können, behandelte. Die Wirbelsäule bildet also eine Schnittstelle zwischen beiden Spezialisten. Heute darf die Wirbelsäule nicht mehr isoliert in Einzelteilen betrachtet werden, sondern muss umfassend und von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet werden.
Der Trend geht dahin, dass ein Chirurg nicht mehr von allem ein bisschen macht, sondern etwas ganz Spezielles sehr oft. Weiter geht er in Richtung interdisziplinäre Zusammenarbeit. Bei Silvia S. überwachten Spezialisten während der grossen Operation die Auswirkungen auf die Nervenfunktion der Patientin. Vereinfacht gesagt: Wenn wir die Stellung der Wirbelsäule so stark korrigieren müssen, kann unter Umständen die Nervenfunktion beeinträchtigt werden. Heute ist es möglich, die Nervenfunktion bei solchen komplexen Engriffen zu überwachen und eine Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Solch eine Überwachung schaffen Sie zum Beispiel nur in einem Zentrum, das über eine Infrastruktur verfügt, wie wir sie hier haben.