Vorsichtsmassnahmen bei Prionen-assoziierten Erkrankungen


Informationen zum Erreger siehe hier


Klinische Einteilung

Bei CJK oder verwandten spongiformen Encephalopathien, durchgeführt durch Operateur*in, an OP weiterleiten

Gruppe A
  • Klinisch diagnostizierte oder gesicherte Diagnose.
Gruppe B
  • Krankheit vermutet oder differentialdiagnostisch erwogen, definitive Diagnose ausstehend.
  • Alle Hirnbiopsien nicht fokaler cerebraler Befunde.
Gruppe C
  • Asymptomatische Patient*innen mit potenziellem CJK-Risiko (gemäss Blutspende-Kriterien).
  • Empfänger*innen von Hormonen hypophysärer Herkunft.
  • Empfänger*innen von humanen Dura mater-Grafts.
  • Personen mit positiver Familienanamnese (genetisches Risiko).
Infektiosität des Gewebes (gemäss Swissnoso)
Hohe Infektiosität
  • Gehirn
  • Rückenmark
  • Auge
Mittlere Infektiosität
  • Olfaktorisches Epithel 
  • Bei vCJK: Lymphatisches Gewebe; für alle anderen Formen der CJK gilt das lymphatische Gewebe als niedrig infektiös.

 

Zimmer Mehrbettzimmer möglich.
Händedesinfektionsmittel Standard
Schutzausrüstung Patient*innen Keine
Schutzausrüstung Personal/
Besuchende
  • Standardmassnahmen
  • Erweiterte Schutzausrüstung bei allen chirurgischen Interventionen (unabhängig der Infektiosität des Gewebes) und bei Interventionen am Gewebe mit hoher Infektiosität (inkl. Lumbalpunktion):
    • Blaue Einweg-Bereichskleidung (nur bei OP)
    • Doppelte Handschuhe
    • Überschürze
    • Mund-Nasen-Schutz Typ IIR
    • Schutzbrille
    • Benötigte Flächen mit flüssigkeitsdichten Einwegtüchern abdecken.

 

Diagnostik/
Interventionen
Schutzausrüstung Endoskope/Instrumente
Invasiv (inkl. alle Endoskopien)
Intervention an Gewebe mit hoher Infektiosität (inkl. Lumbalpunktion)
  • Erweiterte Schutzausrüstung
  • Einweg (resp. Entsorgung)
Intervention an Gewebe mit mittlerer Infektiosität
  • Standardmassnahmen
  • Einweg (resp. Entsorgung)

Ausnahmen:

Invasive* gastrointestinale Endoskopie bei V.a. vCJK

 

 

  • Quarantäne bis Ergebnis der neuropathologischen Untersuchung vorhanden;
    • Bestätigte vCJK oder vCJK nicht sicher ausschliessbar (gemäss Falldefinition): Entsorgung
    • vCJK mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen (gemäss Falldefinition): Freigabe durch Infektionsprävention und -kontrolle (IPK) nach Aufbereitung gemäss Standard.
Intervention an allen anderen Geweben mit niedriger oder keiner Infektiosität
  • Standardmassnahmen
  • Keine speziellen Massnahmen
Nicht-invasiv (inkl. ophthalmologische Untersuchungen und nicht-invasive* gastrointestinale Endoskopien bei V.a. vCJK)
 
  • Standardmassnahmen
  • Keine speziellen Massnahmen
 
Therapien
  • Standardmassnahmen
-
Transport
  • Keine speziellen Massnahmen
-
     
*Definition invasive/nicht-invasive Endoskopie: siehe Swissnoso - Tabelle 3. Gefahr der Exposition des Endoskops gegenüber des lymphatischen Gewebes der Submukosa falls invasiv/Mukosaverletzung.

 

Vor invasiven Eingriffen
  • Planung des Eingriffs mit IPK absprechen.
  • OP und Anästhesie (siehe SOP Anästhesie) über die Verdachtsdiagnose informieren und Vorgehen definieren.
  • Pathologie- und Liquorlabor über die Verdachtsdiagnose informieren.
  • Maschinell zu reinigende OP-Tische verwenden (falls möglich).
    • Einweg-OP-Tischbezüge verwenden.
Während des Eingriffs:
  • Wäsche: Ausschliesslich flüssigkeitsdichte Einwegprodukte verwenden.
  • OP-Schuhe: Ausschliesslich flüssigkeitsdichte OP-Schuhe verwenden.
  • Instrumente: Soweit möglich Einweginstrumente verwenden.
  • Schutzausrüstung siehe oben
  • Benötigte Flächen mit flüssigkeitsdichten Einwegtüchern abdecken (z.B. OP-Tisch, Boden).
Nach dem Eingriff
  • Aufbereitung des chirurgischen und anästhesiologischen Instrumentariums unter Berücksichtigung der CJK-Risikobeurteilung (siehe entsprechende SOP OP-Pflege)
    • Gruppe A: Entsorgung sämtlichen Materials im Container für infektiösen Abfall.
    • Gruppe B und C:
      • Einwegmaterial im Container für infektiösen Abfall entsorgen.
      • Mehrwegmaterial: Quarantäne* bis zum Resultat der Histologie
        • Bestätigte Prionenerkrankung oder nicht sicher ausgeschlossen: Entsorgung analog Gruppe A.
        • Kein Hinweis auf eine Prionenerkrankung und plausible Alternativdiagnose: Freigabe durch IPK, Aufbereitung gemäss Standard.
Reinigung des Operationssaals
  • Desinfektion aller kontaminierten Flächen, OP-Lampen, OP-Tisch und Boden mit Javelwasser (NaClO) 2% (Einwirkzeit 1 Stunde).
  • Anschliessend Schlussdesinfektion im Scheuer-Wisch-Verfahren mit Incidin™ Pro 0.5%.
*Quarantäne
  • Nach OP-Ende alle kontaminierten Mehrweginstrumente in Spezial-Fass-Einlagebeutel legen und ausreichend besprühen mit deconex® FOAM ACTIVE, danach verschliessen.
  • Anschliessend Einlagebeutel in Quarantänetonne legen, Tonne verschliessen und nicht mehr öffnen.
  • Quarantänetonne von aussen mit Javelwasser (NaClO) 2% desinfizieren (Einwirkzeit 1 Stunde).
  • Quarantänetonne verplomben und nur nach Freigabe durch IPK wieder öffnen.
  • Quarantänetonne kennzeichnen (Name und Fall-Nummer Patient*in, OP-Datum).

 

Serviertablett/Verantwortlichkeit Keine speziellen Massnahmen
Geschirr Keine speziellen Massnahmen
Stationsoffice Keine speziellen Massnahmen

 

 

 

Flächendesinfektionsmittel
  • Standard: Reinigungsmittel
  • Bei invasiven Massnahmen: Desinfektion aller kontaminierten Flächen mit Javelwasser (NaClO) 2% (Einwirkzeit 1 Stunde).
Frequenz/Technik
  • Keine tägliche Desinfektion.
Schlussreinigung/-desinfektion Nach invasiven Massnahmen mit Kontamination:
  • Kontaminierte Flächen/Gegenstände mit Javelwasser (NaClO) 2% desinfizieren, Einwirkzeit 1 Stunde.
  • Nicht-desinfizierbare Gegenstände entsorgen (inkl. geöffnete oder unverschweisste Packungen).
Entsorgung
  • Standard: Keine besonderen Massnahmen.
  • Potenziell infektiöses Material nach invasiven Massnahmen (Liquor, Hirngewebe, Blut, Instrumente, verwendete Materialien): Container für infektiösen Abfall.
Material/Gegenstände
  • Standard: keine speziellen Massnahmen
  • Bei invasiven Massnahmen:
    • Wenn möglich Einwegmaterial verwenden.
    • Keine Aufbereitung, siehe Entsorgung
Bett Keine speziellen Massnahmen.

 

Keine speziellen Massnahmen.

 

  • Keine besonderen Massnahmen bezüglich Schlussreinigung/-desinfektion.
  • Pathologie: Im Falle einer Autopsie: Rücksprache mit IPK und Pathologie.

 

Letztes Update: 03.10.2025