Frauenherzen schlagen anders – individuelle Diagnostik in der Frauenherzsprechstunde
Herz-Kreislauf-Erkrankungen äussern sich bei Frauen oftmals anders als bei Männern – dadurch werden sie deutlich seltener und oft weniger intensiv behandelt. Deshalb wurde am USB die Frauenherzsprechstunde ins Leben gerufen, welche sich – wie im Fall von Hüriyet Metinoglu – der Prävention und Behandlung von Herzerkrankungen bei Frauen widmet.
2025-05-09, 09:30 Uhr
Ein Fall, der die Bedeutung dieser spezialisierten Sprechstunde unterstreicht, ist der von Hüriyet Metinoglu. Sie litt jahrelang unter unspezifischen Brustschmerzen, Atemnot und psychischer Belastung, ohne dass eine klare Diagnose gestellt wurde. «Ich hatte starke Schmerzen im Brustkorb, bis in den Rücken. Ich bekam keine Luft mehr. Ich hatte auch das Gefühl, dass man mich nicht ernst nimmt», berichtet sie. Trotz wiederholter Notfallbesuche wurden ihre Beschwerden nicht erkannt – bis sie sich an die Spezialistinnen der Frauenherzsprechstunde wandte.
Dort wurde festgestellt, dass sie an einer wiederkehrenden Verkrampfung der kleinen Herzkranzgefässe litt– einem sogenannten koronaren Spasmus. «Das beeinflusst die Durchblutung des Herzens. Frau Metinoglu hatte Beschwerden in Ruhe, aber keine bei Belastung. Das ist eher atypisch für eine Herzproblematik und erschwert die Diagnose», erklärt Dr. Emel Kaplan, Co-Leiterin der Sprechstunde. Die Diagnose wurde mithilfe einer speziellen Herzkatheteruntersuchung mit Druck- und Flussmessung gestellt.
Prof. Christine Stefanie Meyer-Zürn, ebenfalls Co-Leiterin, sieht die Ursache für die häufig späte Diagnose weiblicher Herzprobleme in der unterschiedlichen Ausprägung der Symptome: «Es liegt häufig eine vegetative Symptomatik im Vordergrund. Das bedeutet Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Bauchschmerzen. Und das verzögert die korrekte Diagnose.» Zudem würden viele Frauen zu anderen Fachspezialist*innen überwiesen – etwa zur Magenspiegelung –, was die Unsicherheit noch verstärke.
Ein weiteres Problem sei die fehlende wissenschaftliche Grundlage. «Frauen sind in wissenschaftlichen Untersuchungen noch deutlich unterrepräsentiert», betont Prof. Meyer-Zürn. Das Wissen aus Studien basiere meist auf männlichen Probanden und werde anschliessend auf Frauen übertragen.
Dank der gezielten Diagnostik konnte Hüriyet Metinoglu endlich geholfen werden. «Ich bin jetzt ziemlich erleichtert, weil ich weiss, was los ist. Heute geht es mir wieder besser.» Ihre Geschichte zeigt, wie wichtig eine auf Frauen spezialisierte Herzmedizin ist.
Mehr dazu im TV-Beitrag von «gesundheit heute».
Ihr Kontakt
Universitätsspital Basel
Frauenherzsprechstunde
Tel. +41 61 556 58 06
Dr. Emel Kaplan
Oberärztin
emel.kaplan@usb.ch
Prof. Christine Stefanie Meyer-Zürn
Oberärztin
christinestefanie.meyer-zuern@usb.ch