Schwere Migräne behandeln: Wie CGRP-Therapien helfen können

Migräne schränkt das Leben vieler Menschen stark ein, auch das von Anysia Rempert. Nach vielen Jahren mit fast täglichen Migräneattacken fand sie in der Kopfschmerz-Sprechstunde bei PD Dr. Athina Papadopoulou am Universitätsspital Basel endlich die richtige, individuelle Unterstützung und eine wirksame Behandlung, die ihre Migräne deutlich linderte.

2025-10-23, 17:00 Uhr

Rund eine Million Menschen in der Schweiz leiden unter Migräne. Anysia gehört dazu, seit sie acht Jahre alt ist. Sie beschreibt ihre Symptome als einseitige, pochende und stechende Schmerzen hinter dem Auge, oft begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie starker Geruchsempfindlichkeit. Nach einem Fahrradunfall in der Jugend verschlimmerten sich die Attacken, sodass sie bis zu 20 Migränetage pro Monat hatte.
Anysia erzählt: «Durch die Migräne habe ich sehr viel verpasst. Schon die Vorfreude auf ein Event konnte eine Attacke auslösen, und dann liege ich zuhause im dunklen Zimmer, anstatt dabei zu sein.» 

 

Lange fühlte sie sich unverstanden, bis sie auf PD Dr. Athina Papadopoulou, Leiterin der Kopfschmerzsprechstunde am Universitätsspital Basel, traf. Die Oberärztin erklärt: «Migräne ist unsichtbar. Es gibt keinen Test, der die Diagnose stellt. Es gibt tatsächlich keine perfekte Therapie für alle. Vor allem bei Migräne ist es extrem wichtig, individuell auf die Betroffenen einzugehen.» 

 

Anysia spürt meist genau, wann eine Attacke beginnt. Mal kündigt sie sich mit Übelkeit an, mal direkt mit Kopfschmerzen hinter dem Auge. Dann zieht sie sich in einen dunklen Raum zurück, da Licht, Lärm und Gerüche unerträglich werden. 

 

Bei etwa einem Drittel der Migräne-Betroffenen tritt auch eine sogenannte «Aura» auf, oft in Form von Sehstörungen wie zickzackförmige Flimmerlinien, die viele als «Augenmigräne» bezeichnen. 

 

Viele Migränepatientinnen und -patienten warten oft lange, bevor sie eine gezielte Abklärung suchen, manchmal leider zu lange. PD Dr. Papadopoulou erklärt: 
«Für mich ist der wichtigste Grund, zum Arzt zu gehen, der Leidensdruck. Migräne ist zwar nicht lebensgefährlich, aber sie schränkt das Leben stark ein. Wer über längere Zeit Schmerzmittel an mindestens zehn Tagen pro Monat einnimmt, riskiert zudem, dass die Kopfschmerzen noch schlimmer werden.» 

 

Für die Therapie führt Anysia ein Migräne-Tagebuch, in dem sie Zeitpunkt, Dauer und Intensität der Attacken dokumentiert. Dieses hilft der Ärztin, den Verlauf zu kontrollieren und die individuell passende Migränebehandlung zu planen.  
 
Nach sorgfältiger Abklärung erhielt sie ein neuartiges CGRP-Medikament, das gezielt Migräneattacken verhindert. PD Dr. Papadopoulou erläutert: «Bei Migräne wird ein Botenstoff freigesetzt, ein Neuropeptid, das vor und während der Attacke von Nervenzellen ausgeschüttet wird. Es erreicht die Blutgefässe der Hirnhaut, was zu deren Erweiterung und einer lokalen Entzündung dieser Gefässe führt und damit zu den Migräneschmerzen. Das Medikament blockiert genau diesen Signalweg und verhindert die Attacken. Wer darauf anspricht, hat deutlich weniger Migränetage. Für uns ist dieses neue, spezifisch für Migräne entwickelte Medikament wirklich bahnbrechend.» 


Das wichtigste Kriterium für die Fortsetzung der Therapie ist, dass die monatlichen Migräneattacken um mindestens die Hälfte zurückgehen. Bei Anysia wurde dieses Ziel sogar übertroffen. Das Ergebnis ist deutlich spürbar: «Vor der Behandlung hatte ich etwa 20 Migränetage im Monat. Jetzt sind es rund 8. Acht Tage sind für mich fast nichts, das ist eigentlich ein normales Leben.» 


Für den medizinischen Fortschritt ist Anysia Rempert dankbar aber genauso dankbar dafür, als Migränepatientin ernst genommen zu werden.   

 

Mehr dazu im TV-Beitrag von «gesundheit heute».

Ihr Kontakt

Universitätsspital Basel  
PD Dr. Athina Papadopoulou 
Oberärztin Neurologie, Leiterin Kopfschmerz-Sprechstunde  
npk@usb.ch   
+41 61 265 41 51