Zwischen Spitalflur und Velosattel: Ein bewegtes Leben mit Sarkom
Seit über 13 Jahren lebt Friedrich Reber mit einer seltenen Krebsart, einem Sarkom im Bauchraum. Trotz schwerer Diagnosen, Rückschlägen und intensiver Therapien verliert der 71-jährige Schul- und Kirchenmusiker seinen Lebensmut nicht. Sein Symbol der Hoffnung steht auf dem Nachttisch: ein Velohelm.
2025-06-27, 14:00 Uhr
Vor 13 Jahren machte sich die Krankheit erstmals bemerkbar. «Ich hatte gelegentlich Rückenschmerzen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen grossen Tumor im Rückenmuskel handelt». Friedrich Reber leidet an einem Sarkom, einer seltenen Krebsart. Der Tumor sitzt im Bauchraum, ist so gross, dass er die Hauptschlagader verdrängt und auf die Hauptvene drückt.
Prof. Christoph Kettelhack, stellvertretender Chefarzt der Viszeralchirurgie, Clarunis, Universitäres Bauchzentrum Basel, erklärt: «Sarkome sind insgesamt sehr selten. Ungefähr ein Prozent aller bösartigen Tumore bei Erwachsenen sind Sarkome. Es gibt über 100 verschiedene Arten. Der spezielle Tumortyp dieses Patienten ist deutlich weniger häufig als ein Prozent von diesem ein Prozent».
Für Reber war die Diagnose ein schwerer Schock: «Als ich sie erhielt, war das sehr schlimm. Meine jüngsten Kinder waren damals zehn und zwölf Jahre alt».
Die Therapien forderten ihn stark. «Ich konnte keine 200 Meter mehr gehen». Ein Freund machte ihm Mut: «Wenn du ein wenig Glück hast, kommst du durch. Dann gehen wir in einem Jahr paddeln». Ein Jahr später wurde die Paddeltour Wirklichkeit, von Basel bis Bregenz, zusammen mit Familie und Freunden.
Vier Jahre blieb der Krebs ruhig, bis er 2016 mit Metastasen zurückkehrte. Seither wird Rebers Fall regelmässig im Sarkomzentrum beurteilt. «Ich höre die Befunde, und für mich ist es sehr wichtig zu wissen, dass es noch Therapiemöglichkeiten gibt», sagt er.
Die Lungenmetastasen wurden operativ entfernt. Es folgten eine Chemotherapie und eine gezielte medikamentöse Behandlung. Acht Jahre lang konnte der Krebs so kontrolliert werden.
Anfang 2024 zeigte sich erneut Tumoraktivität.
Dr. Fatime Krasniqi, Leiterin Tumorzentrum Hämatologie und Onkologie am Universitätsspital Basel, erklärt: «Es handelt sich um eine sehr seltene Tumorerkrankung. Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt. Wir mussten sorgfältig abwägen, was wir ihm noch anbieten können».
Bei der Analyse wurde festgestellt, dass Rebers Tumorzellen Eigenschaften aufweisen, wie sie sonst nur bei Prostatakrebs vorkommen. Das Behandlungsteam entschied sich deshalb für eine Therapie, die in der Schweiz bislang nur für Prostatakarzinome zugelassen ist.
Dr. Krasniqi erläutert: «Das Medikament wird intravenös verabreicht und zirkuliert im Körper. Es besteht aus zwei Komponenten: Der erste erkennt die Tumorzelle, der zweite ist ein radioaktives Metall. In der Zelle wird es gespalten, was das radioaktive Molekül aktiviert. Dieses bestrahlt die Tumorzelle von innen». Sie ergänzt: «Der Tumor schrumpfte zwar nicht, aber seine Aktivität ging zurück».
Prof. Kettelhack betont: «Ab einem bestimmten Punkt geht es vor allem darum, die Lebensqualität zu erhalten. Schon bei der ersten Behandlung ist es wichtig, nicht nur den Tumor zu bekämpfen, sondern auch die funktionellen Aspekte zu berücksichtigen».
Für Reber ist besonders eines entscheidend: mobil bleiben. Der Velohelm auf seinem Nachttisch steht dafür. «Ich habe den Helm immer dabei, damit das Personal weiss: Ich will mit dem Velo nach Hause».
Trotz aller Unsicherheit sagt er offen: «Ich bin kein Kämpfer. Ich habe Angst. Aber der Krebs gehört zu mir und wenn er mich umbringt, ist es auch für ihn vorbei».
Mehr dazu im TV-Beitrag von «gesundheit heute».
Ihr Kontakt
Prof. Christoph Kettelhack
Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie
Universitäres Bauchzentrum Basel
Clarunis
Dr. Fatime Krasniqi
Leiterin Tumorzentrum Hämatologie und Onkologie
Universitätsspital Basel