Lymphödem

Das Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit in den Geweben aufgrund einer Störung des Lymphsystems verursacht wird. Es tritt häufig in Armen oder Beinen auf, kann aber auch andere Körperteile betreffen. Lymphödeme können primär oder sekundär sein:

 

  • Das primäre Lymphödem ist seltener und wird durch eine angeborene Fehlfunktion des Lymphsystems verursacht.
  • Das sekundäre Lymphödem entsteht durch eine Beschädigung des Lymphsystems (durch Operationen, Bestrahlung, Infektionen oder Verletzungen). Ein Beispiel für das sekundäre Lymphödem ist das chronische Lymphödem, das nach Brustkrebstherapie entstehen kann (breast cancer related-lymphedema, BCRL).

Patienten und Patientinnen mit Lymphödem können an folgenden Symptomen leiden:

 

  • Schwellungen in den betroffenen Bereichen
  • Schweregefühl oder Spannungsgefühl
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Häufige Infektionen in den betroffenen Bereichen
  • Veränderungen der Hauttextur

Die Diagnose eines Lymphödems erfolgt in der Regel durch:

 

  • Medizinische Anamnese und körperliche Untersuchung
  • Bildgebende Verfahren wie Lymphszintigraphie, ICG oder MRT
  • Messung des Unterschieds im Umfang der Gliedmassen

0 (Latent oder subklinisch)

 

Keine äußerlichen Anzeichen oder Symptome sichtbar. Latente Veränderungen im Gewebe können vorhanden sein, die durch spezielle Untersuchungen nachgewiesen werden können.

 

I (Frühstadium)

 

Leichte Schwellungen, die normalerweise während der Nacht verschwinden oder durch Hochlagern reduziert werden können. Die Haut kann sich leicht eindellen und wieder in die normale Form zurückkehren. Gelegentlich Beschwerden wie Spannungsgefühl oder Schmerzen.

 

II (Mittelstadium)

 

Persistierende und schwerer kontrollierbare Schwellung. Haut kann verdicken und verhärten, mit Fältchenbildung und Veränderungen des Hautbildes. Häufiger Beschwerden und wiederholte Entzündungen.

 

III (Spätstadium oder Elefantiasis)

 

Massive, dauerhafte Schwellungen und Deformitäten. Stark verdickte und verhärtete Haut, mit tiefen Furchen und Warzenbildung. Chronische Entzündungen und Infektionen, schwer zu behandeln. Funktionseinschränkungen und erhebliche Beschwerden häufig.

Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten des Lymphödems

(Super)Mikrochirurgische Behandlungsmethoden in der Lymphchirurgie umfassen die lymphovenöse Anastomose (LVA) und die vaskularisierte Lymphknotentransplantation (VLNT). Die Eingriffe zielen darauf ab, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch die Ursachen des Lymphödems beheben. Sichtbare Resultate an den betroffenen Extremitäten werden erst nach Wochen bis Monate erzielt.

 

Aufenthalt: 2 bis 5 Tage

Dauer: 3-5 Stunden

Narkose: Vollnarkose

Fäden: selbstauflösend und zum Entfernen nach ca. 2 Wochen

Postoperativ: Kompressionskleidung und Physiotherapie vorerst dauerhaft, arbeitsfähig nach ca. 2-4 Wochen, Sport nach ca. 2-4 Wochen

Lymphovenöse Anastomose (LVA)

Bei dieser mikrochirurgischen Technik werden Lymphgefässe direkt mit kleinen, nahegelegenen Venen verbunden. Ziel ist es, einen neuen Weg für den Lymphfluss zu schaffen, um die durch das Lymphödem verursachte Schwellung zu verringern. Diese Technik kann besonders wirksam bei frühen Stadien des Lymphödems sein.

Vaskularisierte Lymphknotentransplantation (VLNT)

Hierbei werden Lymphknoten aus einem anderen Körperteil, in dem sie in ausreichender Zahl vorhanden sind, entnommen und in das betroffene Gebiet des Lymphödems transplantiert. Ziel ist es, eine funktionierende Lymphdrainage im betroffenen Bereich wiederherzustellen. Dies kann die Schwellung reduzieren.

Liposuktion

Diese Methode kann in Kombination mit den mikrochirurgischen Verfahren angewendet werden, um überschüssiges Fett- und Bindegewebe, das sich in den betroffenen Bereichen angesammelt hat, zu entfernen. Es hilft, die Grösse des betroffenen Bereichs schnell zu reduzieren und die Kontur wiederherzustellen.

 

Die operativen Therapien werden in Kombination mit der konservativen Therapie angewendet. Die konservative Therapie des Lymphödems, bekannt als Komplexe Decongestive Therapie (CDT), ist ein zweiphasiges Behandlungskonzept. In der ersten Phase, der intensiven Phase, liegt der Fokus auf der Reduktion der Schwellung durch manuelle Lymphdrainage, Kompressionsverbände, Bewegungstherapie und Hautpflege. In der zweiten Phase, der Erhaltungsphase, geht es darum, das erreichte Ergebnis zu erhalten. Hierbei spielen Selbstmanagement, der Einsatz von Kompressionskleidung und regelmässige Kontrollen eine wichtige Rolle.

Lymph-Trial

Etwa jede achte Frau erhält im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs, und etwa jede Fünfte entwickelt anschliessend ein brustkrebsassoziiertes Lymphödem (BCRL). Am Universitätsspital Basel setzen sich Ärztinnen und Ärzte nicht nur während der intensiven Krebsbehandlungsphase für ihre Patientinnen und Patienten ein, sondern bieten auch langfristige Betreuung und weiterführende Behandlung z.B. der Nebenwirkungen der Therapie an, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

 

Der Lymph-Trial unter der Leitung von Prof. Elisabeth A. Kappos hat das Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen mit BCRL zu verbessern. An internationalen Standorten vergleicht die Studie die operative mit der nicht-operativen Behandlung von BCRL, um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Wirksamkeit mikrochirurgischer Operationen in Kombination mit konservativer Therapie zu gewinnen. Teilnehmen können Personen über 18 Jahre, die eine Brustkrebs-Therapie abgeschlossen haben/durchführen und an einem chronischen Brustkrebs-bedingten Lymphödem leiden, bisher jedoch keine Operation zur Behandlung des Lymphödems hatten.

 

Weitere Informationen zum Lymphödem und zum Lymph-Trial finden sich auf der Website des Lymph-Trials unter https://www.lymphtrial.com/.